Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
Erste Seite | « | 1 | 2 | 3 | » | Letzte
[ Nach unten | Zum letzten Beitrag | Thema abonnieren | Älteste Beiträge zuerst ]
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von christ90 am 07.02.2016 23:19Ist es vielleicht diese Tatsache, dass dem Menschen dabei kein "Ruhm" bleibt: Röm 3,27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen.
Es sei gesagt, dass das rühmen an dieser Stelle auf die Errettung bezogen ist, welcher sich in der Tat niemand rühmen kann. Hier sind alle gleichermaßen auf Gott angewiesen, auf die Gnade, die ewiges Leben schenkt.
Will ich dem Schöpfer des Universums überhaupt etwas vorweisen? Da käme ich mir ehrlich gesagt schon etwas blöd vor. Womit kann man Ihm schon imponieren? Ich denke es wäre in der Tat keinem vernünftigen Menschen angenehm, würde sich Gott gleichsam vor ihm und seiner Leistung verneigen.
Dennoch ist es nicht so, dass all unser Tun vor Gott nichts gilt. Sehr wohl stößt dieses bei ihm auch auf Anerkennung, segnet er unser Werk, schenkt uns das Gefühl ehrlicher Freude und Genugtuung, auch jenes der Dankbarkeit ob eines Erfolges. Nur was unsere Errettung betrifft gelten all unsere Werke in der Tat nichts.
Hierin liegt, denke ich, der entscheidende Punkt.
Der Mensch empfindet sich von sich aus i. d. R. nicht als durch Sünde verloren (wenngleich er sich, als ein zeitliches Wesen, natürlich seiner Vergänglichkeit bewusst ist). Obgleich er sich vermittelst seines Gewissens als schuldig erfährt, empfindet er es nicht so ohne weiteres als notwendig bei einem göttlichen Retter um Vergebung zu bitten; trachtet er vielmehr mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen, sich gleichsam selbst zu Vergeben um die angekratzte Selbstachtung wieder zu erlangen. Dies ist die natürliche Reaktion. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass er sich mit seinem Verhalten nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen Gott versündigt hat.
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von solana am 29.01.2016 13:36Prima, dass du dich gleich einbringst, Andreas, und ich finde es toll, dass so immer mehr Aspekte dazu kommen.
Ja, du hast recht, das geht unserem menschlichen Denken gewaltig gegen den Strich und wir hätten lieber eine Demonstration von Macht und Herrlichkeit.
So wie es auch im Korinthertext heisst:
"die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit;" (22,23)
Da muss ich daran denken, was Jesus einmal über diese Mentalität bei den Juden sagte:
Joh 6,26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid.
Es geht um die Brotvermehrung, die das Volk miterlebt hatte; Und nun fanden sie Jesus auf der anderen Seite des Sees, obwohl er nicht mit der Jüngern ins Boot gestiegen war.
Eigentlich müssten sie solche Zeichen doch als solche erkennen .....
Aber nein - als er ihnen gegenüber dann auf das eigentliche Thema zu sprechen kam:
27 Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters. 28 Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken? 29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. 30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? 31 Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.«
Gerade hatten sie doch eigentlich überzeugende Zeichen gesehen, waren doch mindestens genauso satt geworden wie das Volk Israel durch das Manna ....
Wer seinen Glauben auf Zeichen aufbauen will, der braucht immer neuen Nachschub, ist nur kurzfristig satt ....
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von swede am 29.01.2016 12:42Ich würde mich gerne beteiligen und hätte folgenden Gedanken dazu:
Das eigentliche Ärgernis ist wohl ein zutiefst menschliches, wenn ich z.B. an Petrus denke, ( Mt. 16,21-23).
Petrus war sich sofort darüber klar, daß das Wort von Jesu Leiden und Tod für seine Messiasstellung unglücklich und schädlich sein würde. Einem leidenden Messias würde das Volk niemals glauben. Ein zum Tode verurteilter und hingerichteter Messias war selbst für Petrus ein Widerspruch. Er wollte Jesus um dessen Person und der Sache wegen retten, konnte aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht das große dahinter erkennen. Ich hätte bestimmt genauso gedacht und gehandelt.
Wenn Dich der Teufel an Deine Vergangenheit erinnert, erinnere ihn an seine Zukunft.
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von solana am 29.01.2016 12:14Oh ja, Cleo, stimmt, das können Menschen gar nicht leiden, wenn man ihr "Wertesystem" nicht teilt und "Kavaliersdelikte" nicht gutheisst.
Dadurch fühlen sie sich angegriffen und in Frage gestellt - vermutlich weil sie weil sie selbst tief in ihrem Innern wissen, dass es nicht richtig ist, zu betrügen, auch wenn es gängige Praxis ist und in der Gesellschaft kein wirklich schlechtes Licht auf so einen Betrüger fällt. Man bewundert vielmehr seine Schlauheit und Gerissenheit, mit der er bspw ungeliebte Gesetze und Steuern "austricksen" konnte und hätte es an seiner Stelle wohl auch so gemacht...
Diesem Denken liegt ein ganz anderer Masstab zugrunde.
Dreh- und Angelpunkt ist, möglichst "gut" (erfolgreich) vor anderen dazustehen - und wenn urechtes Tun dazu führt, besser dazustehen und mehr Erfolg zu haben, dann ist es "legitimiert". Und wer das nicht für sich nutzt, ist dumm und feige.....
Wer das Wort vom Kreuz ernst nimmt, für den gibt es nur noch einen Masstab des Denkens und es zählt nicht die "Selbstrechtfertigung" durch Erfolg und Ansehen in den Augen anderer Menschen. (Lk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid's, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott.)
Bei Gott bleibt Betrug eben Betrug. Was nach aussen hin zu Erfolg führt, verändert das "Herz" des Menschen aber trotzdem zum Negativen .....
Wer das Wort vom Kreuz ernst nimmt, der sieht sich selbst und die Welt anders, er sieht sich als "gestorben" ihr gegenüber an und lebt sein neues Leben nicht aus eigener Kraft und sucht nicht als Lebensziel den weltlichen Erfolg und die Anerkennung der Welt.
Damit kann er auch selbst mit seinem "anderen" Leben zum "Ärgenis" werden, an dem die Welt sich stösst.
Auch das "anders handeln als "die Welt" ist eine Verkündigung des Wortes vom Kreuz - nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. Und erfordert noch mehr Mut und Kraft, in solchen Situationen dazu zu stehen und nicht nur Nachteile und Misserfolg in Kauf zu nehmen, sondern dazu auch noch als "dumm, borniert, fanatisch" .... usw eingestuft zu werden.
Aber solche Situationen sind auch eine Chance, Gott ganz "hautnah" zu erleben, wie er einen durchträgt, Mut und Kraft gibt und wir erfahren können, dass das, was im Leben wirklich zählt, nicht durch Erfolg und Ansehen in der Welt kommt. Dass sein Friede und seine Freude alles übersteigt und dass es nichts in der Welt gibt, das uns von Ihm und seiner Liebe trennen kann.
Mir ist das vor Kurzem deutlich vor Augen geführt worden durch den Satz, den mir jemand sagte, der eigentlich ziemlich erfolgreich in seinem Leben ist, viel erreicht hat - aber eben doch nicht alles, was er sich als "Idealziel" gesetzt hatte (mit 40 soviel Geld zu haben, dass er aufhören kann zu arbeiten, sich in der Südsee niederzulassen und den Rest seines Lebens zu geniessen) Nun kann er diesen Traum mit einigen Abstrichen erst mit 60 oder noch später verwirklichen - und sagte "Ich habe mein Leben in den Sand gesetzt!" (Wenn ich dieses oder jenes gemacht hätte, dann.....aber so, wie es jetzt gelaufen ist .... Der und der in meinem Bekanntenkreis hat es schlauer gemacht ....)
Das hat mich ziemlich erschüttert.
"Sein Leben in den Sand gesetzt" ..... nur weil es "noch besser" hätte sein können, im Rückblick? Das ist der "Lohn der Welt", wenn man sein Leben nach diesem Masstab ausrichtet.
Und viele Menschen, auch viele Christen, versuchen irgendwie einen Spagat. Versuchen, beidem gerecht zu werden, was auf Dauer sehr aufreibend werden kann. Gerade solche Situationen, wie du sie beschreibst, Cleo, sind Situaionen, in denen wir "der Welt sterben". Sterben ist nicht schön, aber dadurch werden wir auch befreit vom "Spagat" ....
Ich wünsche dir dass du dir ganz viel Kraft und Mut von Gott schenken lassen kannst und spürst, wie er dich hält und durchträgt und dir Friede und Freude schenkt, die dir niemand nehmen kann.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Henoch
Gelöschter Benutzer
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von Henoch am 29.01.2016 07:49Hallo Cleo,
ich hab das auch schon erlebt. Halte durch mit Blick auf die Ewigkeit und noch mehr im Vertauen darauf, dass der Herr das nicht unbeachtet sein lässt.
Henoch
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von Cleopatra am 29.01.2016 07:01Ich kann dem (bis auf einen Punkt) zustimmen, was bisher geschrieben wurde.
Aber wisst ihr was?
Ich erfahre die Verse gerade noch ganz anders. Und vielleicht gehört das nämlich auch mit rein:
Entgegen der Aussage von solana, dass Menschen oft bewundert werden, die sich strikt an Regeln halten, muss ich nämlich gerade anderes erfahren.
Solana, ich weiß, wie du es gemeint hattest.
Ich selbst will ja auch nach der Bibel leben.
Nun wurde seit kurzem von mir von zwei Menschen gefordert, dass ich mich strafbar mache.
Ich soll quasi betrügen.
Und weil ich es nicht mache (eben aus dem Grund, dass ich nicht sündigen möchte) ist es diesen Personen ein großes Ärgernis und sie finden es sehr dumm, weil für mich viel auf dem Spiel steht und ich so wirklich etwas Positives hätte, weltlich gesehen.
Und dieser Ärger und dieses Dummhalten von mir hällt noch immer an.
So erlebe ich es.
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von solana am 28.01.2016 19:59brauchen allein Vorbild in wie gute Menschen leben. Das kann sein Jesus, tut keinem weh.
Hallo Fionn
Genau. Ein Vorbild, dem man nacheifern kann und das einen gut dastehen lässt.
Das ärgert niemanden.
Aber jemanden, der einen im tiefsten Inneren in Frage stellt, einen damit konfrontiert, dass all das, was wir in unserem Leben "vorweisen" können, nichts wert ist vor Gott - das ärgert. Und es ärgert um so mehr, je mehr Menschen meinen, sich selbst "wertvoll" gemacht zu haben.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von solana am 28.01.2016 19:501. Kor 1, 22 Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, 23 wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit;
...
26 Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; 28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist,29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme.
Damit spricht das Evangelium ja gerade die an, "dies es nötig haben" - die in den Augen der Welt nichts gelten.
Sich zu dieser Menschengruppe zugehörig zu bekennen ist etwas völlig anderes, als sein - gesellschaftlich erfolgreiches - Leben mit einem "Sahnehäubchen" an Spiritualität und Tiefgang zu garnieren.... das ist keine "Lifestyle-Religiosität" für Satte, Zufriedene, "Reiche", denen noch ein i-Tüpfelchen fehlt.
So wie dem reichen Jüngling im Gleichnis. (Mt 19, 16-26)
Es ist eine Botschaft, die sich an die "Mühseligen und Beladenen wendet, die Erquickung und Ruhe für ihre geschundenen Seelen suchen.(Mt 11, 28,29)
Für die Durstigen und Hungrigen:
Joh 4,14 wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
Joh 6,35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Die erkannt haben, dass sie ihren Hunger und Durst nicht stillen können und die die Schwere ihrer Last empfinden und sich danach sehen, sie los zu werden.
Die Kranken, die den Arzt suchen:
Mk 2,17 Als das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Das ist nicht die "feine Gesellschaft" in den Augen der Welt; es sind die "Versager", die es zu nichts gebracht haben und jetzt die "Krücke" des Glaubens brauchen, um mit ihrem Scherbenhaufen klar zu kommen....
Sind euch solche Argumente/Vorwürfe schon begegnet?
Wie geht ihr damit um?
So wird Jesus vom Sohn Gottes zu einem Propheten degradiert, der zwar eine gute Lehre verbreitet hat schließlich aber wegen seiner Radikalität sterben musste.
Ja, so wird das "Ärgernis" erträglicher, indem man "Die Tragik des verkannten Genies" draus macht.
Damit kann man sich eher anfreunden, das "macht etwas her" .....
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
fionn
Gelöschter Benutzer
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von fionn am 28.01.2016 19:49Ist nicht einzige Grund fuer Jesus muss kein Sohn Gott und Gott sein. Religionmix erfordert ein Gott, aber keine Jesus. Wenn Religion mischen zusammen alle werden sich einig werden koennen auf einen Gott oder allah oder wishnu oder kaskop. Aber niemand wird eine Jesus als Gott haben wollen. So er soll bleiben Prophet und guter Mensch Und Menschen haben keine Schuld und brauchen nicht Vergebung. brauchen allein Vorbild in wie gute Menschen leben. Das kann sein Jesus, tut keinem weh.
Zoe
Gelöschter Benutzer
Re: Das Wort vom Kreuz als Ärgernis und Torheit
von Zoe am 28.01.2016 18:54Ach ja. Leider kann ein großer Teil unserer aufgeklärten Gesellschaft mit dem übernatürlichen Aspekt der Bibel nicht viel anfangen.
Die Schöpfungsgeschichte, Jungfrauengeburt, Inkarnation, Wunderwirkungen und Auferstehung können also nicht wörtlich genommen werden.
So wird Jesus vom Sohn Gottes zu einem Propheten degradiert, der zwar eine gute Lehre verbreitet hat schließlich aber wegen seiner Radikalität sterben musste.
Das Wort vom Kreuz ist also auch aus dieser Sicht wieder eine Torheit.