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Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von nusskeks am 11.08.2025 07:31Fortsetzung...
Zur Kanonfrage: Die Kirche hat die Schriften nicht erfunden, sondern das empfangene apostolische Zeugnis unterschieden und bezeugt. Schon im NT selbst sehen wir das Miteinander der Zeugen (Apg 15; Gal 2). Die späteren Konzilien haben bestätigt, was die Gemeinden weithin schon lasen; sie haben nicht per Mehrheitsbeschluss eine neue Autorität geschaffen. Dass einzelne Schriften (z. B. 2Petr) länger diskutiert wurden, ist kein Zeichen gegen, sondern für die Sorgfalt der frühen Christen. „Klerus statt Gott" trifft nicht, wenn man bedenkt, dass der Kanon nach dem Kriterium apostolischer Herkunft, übereinstimmender Lehre und kirchlicher Rezeption erkannt wurde – nicht nach politischer Nützlichkeit.
Bleibt die Grundfrage nach „Wahrheit vs. literarischer Gestaltung". Die Bibel ist kein steriles Protokoll, aber sie ist darum nicht weniger wahr. Wahrheit in biblischem Sinn heißt: treue, verlässliche Übereinstimmung mit Gottes Reden und Handeln in Raum und Zeit. Unterschiede in Perspektive, Auswahl und Fokus – besonders in Redewiedergaben – sind in der antiken Geschichtsschreibung normal und theologisch funktional, ohne den Kern zu relativieren. Genau dieser Kern ist in allen drei Damaskusberichten identisch: Der auferstandene Jesus begegnet Paulus, offenbart sich, beauftragt ihn – und dieses Ereignis erklärt den radikal veränderten Kurs eines Pharisäers, der Christus zuvor verfolgte.
Ich respektiere, wenn dich das noch nicht sofort überzeugt. Aber ich denke, die binnenskripturale Evidenz (was für ein Wort...) trägt das Gewicht der Einwände: (1) die sprachliche Differenz Genitiv/Akkusativ im Licht von Apg 26,14 (hebräische Sprache), (2) die Kompatibilität der Seh-/Fall-Details durch Fokusverschiebung, (3) die alttestamentliche Theophanie-Matrix (auch so ein Wort...) für Licht/Überwältigung statt bloß hellenistischem Topos, (4) die eigene Bestätigung des Paulus über die Gemeinschaft mit Kephas/ Jakobus (Gal 2,9). Damit verlieren die „strukturellen Widersprüche" ihren Zwangscharakter.
Mein Rat wäre: nicht selektiv „glaubwürdig" vs. „unglaubwürdig" aussortieren, sondern die Texte in ihrer eigenen Gattung, Sprache und heilsgeschichtlichen Logik lesen. Außerdem ist es immer wichtig, sich in die hebräische Kultur der damaligen Zeit einzufühlen. Wer das tut, findet – gerade in der Spannung zwischen verschiedenen Blickwinkeln – eine robuste, tragfähige Wahrheit: Gott hat in Christus gehandelt, und die Zeugen berichten verlässlich davon. Ein Grundvertrauen in die Bibel wäre natürlich auch nicht verkehrt.
gruß
nk
p.s.: Wir sollten uns wirklich kürzer fassen.
One of Israel
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von nusskeks am 11.08.2025 07:25Hallo Suchender,
meine Antwort jetzt könnte etwas lang werden. Falls dem so ist, teile Deine Reaktion darauf bitte auf, dann kann sich auch meine Antwort beschränken.
Zunächst einmal danke für deine ehrliche und hartnäckige Nachfrage. Ich nehme deine Bedenken ernst – gerade, weil Vertrauen hier nicht „gegen den Verstand", sondern mit Herz und Verstand gesucht wird.
Zuerst zur vermeintlichen Gegensatzformel „hörten die Stimme / hörten die Stimme nicht". In Apg 9,7 steht: „... ἀκούοντες μὲν τῆς φωνῆς, μηδένα δὲ θεωροῦντες" (akúontes men tēs phōnēs – Genitiv). In Apg 22,9 heißt es: „... τὴν δὲ φωνὴν οὐκ ἤκουσαν τοῦ λαλοῦντός μοι" (tēn de phōnēn ouk ḗkousan tou lalountos moi – Akkusativ). Der Wechsel ist nicht Kosmetik: In der Koine bezeichnet ἀκούω (akoúō) mit Genitiv oft das Hören eines Lautes/Geräusches, mit Akkusativ hingegen das Erfassen der Stimme als sprachlich-inhaltliche Rede. Entscheidend ist, dass Lukas uns in Apg 26,14 die fehlende Verständlichkeit zusätzlich erklärt: Die Stimme sprach „τῇ Ἑβραΐδι διαλέκτῳ" (tē Hebraïdi dialektō – „in hebräischer Sprache"). Das schafft eine schlichte, kontextinterne Auflösung: Die Begleiter hörten etwas (Apg 9,7 – Genitiv), sahen aber niemand; sie verstanden die an Paulus gerichtete Rede nicht (Apg 22,9 – Akkusativ), weil sie (anders als Paulus) die hebräische Ansprache nicht erfassten. Dass Lukas ausdrücklich die hebräische Sprache erwähnt, ist für genau diesen Punkt der Schlüssel – und macht klar, warum dieselbe Szene aus unterschiedlichen Blickwinkeln (Erzählerbericht / Paulus-Rede) verschieden formuliert sein kann, ohne sich zu widersprechen.
Zum „Licht sehen / nichts sehen": Apg 22,9 sagt, die Begleiter sahen das Licht, Apg 9,7, sie sahen niemanden. Das ist kompatibel: Sie nahmen die Erscheinung (Licht) wahr, ohne eine Person zu sehen. Ebenso „fiel ich zu Boden" (Apg 22,7) vs. „wir alle fielen" (Apg 26,14): 9 und 22 fokussieren Paulus, 26 erweitert den Blick auf die Gruppe; das ist selektive, nicht kontradiktorische Erzählökonomie.
Die Frage, warum Paulus die zeitweilige Blindheit in seinen Briefen nicht erwähnt, ist verständlich. Aber seine Briefe sind Gelegenheitsbriefe – keine Autobiografie. Wo er sein Damaskuserlebnis ins Spiel bringt, tut er es zweckbezogen: „...es gefiel Gott, seinen Sohn in mir zu offenbaren" (Gal 1,15–16), „habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen?" (1Kor 9,1), „der himmlischen Erscheinung war ich nicht ungehorsam" (Apg 26,19 – in eigener Rede). Die Blindheit ist für Lukas theologisch sprechend (vom Blind-Sein zum Sehen), für Paulus' jeweilige Argumentation aber nicht notwendig. Ein Argument ex silentio bleibt schwach – gerade, weil Paulus auch viele andere Details aus Apg nicht (noch einmal) schildert.
Zum Einwand „hellenistische Topoi (Licht → Blindheit → Erkenntnis) = literarische Konstruktion": Dass ein Motiv kulturell anschlussfähig ist, macht ein Ereignis nicht unecht. Wichtig ist zudem: Die Formgebung der Damaskuserzählung ist innerbiblisch tief verankert – weniger im griechischen Mythos als in jüdischer Theophanie-Sprache. Denke an Daniel 10,7: „Die Männer, die mit mir waren, sahen die Erscheinung nicht, doch ein großer Schrecken fiel auf sie..." (hebr.: hā'ănāšīm... lōʾ rāʾû, LXX: „οἱ ἄνδρες... οὐκ εἶδον τὴν ὅρασιν"). Oder an Hesekiel 1 (überwältigender Glanz), Habakuk 3,4 („Glanz [hebr. קָרֶן qāren] wie das Licht"), 2Mo 34 (Moses Angesicht strahlt), Apg 26,13–14 („Licht heller als die Sonne", hebräische Ansprache). Das Muster „Herrlichkeit = Licht = Überwältigung der Sinne" ist alttestamentlich. Lukas beschreibt nicht ein „griechisches Drehbuch", sondern eine Christus-Theophanie in Kategorien jüdischer Offenbarung.
„Nur ein Autor, kein Zeugenplural" – das greift zu kurz. Lukas schreibt als Historiker und Kompilator und lässt Paulus selbst zweimal reden (Apg 22; 26). Außerdem führt er Ananias als zweiten Augenzeugen ein (Apg 9,10–17; 22,12–16). Dass ein Autor mehrere Reden eines Zeitzeugen zusammenstellt, entkräftet nicht die Zeugenschaft; es zeigt, dass ein und derselbe Zeuge seine Geschichte kontextsensibel erzählt (vor Juden in Jerusalem; vor Agrippa; im narrativen Bericht). So funktionierte antike Historiografie regelmäßig – und Lukas sagt selbst, er habe „allem von Anfang an genau nachgegangen" (Lk 1,3).
Zur behaupteten „Gemeinschaft mit den Jüngern, die nie bestätigt wird": Paulus schildert ausdrücklich seine Begegnung mit Kephas und Jakobus (Gal 1,18–19) und berichtet, dass Jakobus, Kephas und Johannes ihm und Barnabas „die rechte Hand der Gemeinschaft gaben" (Gal 2,9; griech. „δεξιὰς ἔδωκαν... κοινωνίας", dexiàs édōkan... koinōnías). Das ist nicht Lukas, sondern Paulus selbst – und es ist genau die Bestätigung, nach der gefragt wird.
Puh...es wird echt lang....
Zum Vorwurf „Paulus grenzt Homosexuelle aus, Jesus schweigt": Jesus bindet die Sexualethik an die Schöpfungsordnung („männlich und weiblich", 1Mo 1–2) und nennt als moralisch verwerflich zusammengefasst πορνεία (porneía, „Unzucht" – Mt 19,4–6; Mk 7,21–23). Paulus steht nicht quer zu Jesus, sondern entfaltet dieselbe Tora-basierte Ethik im Heidenkontext. In 1Kor 6,9–11 nennt er u. a. ἀρσενοκοῖται (arsenokoîtai) – ein Lehnwort aus der LXX-Formulierung von Lev 20,13 (διὰ „ἄρσενος κοίτην"), also direkte Rückbindung an die Tora. Wichtig ist der Zielsatz: „Und solches sind etliche von euch gewesen; aber ihr seid gewaschen..." (1Kor 6,11). Das ist kein „Ausgrenzen der Person", sondern eine Einladung zur Umkehr – so wie gegenüber allen genannten Sünden. Das Neue Testament verfolgt konsequent das Doppelziel von Wahrheit und Gnade.
Ich mache mal hier einen Cut und fahre in einem weiteren Beitrag fort....
One of Israel
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von nusskeks am 10.08.2025 21:51Hoi Suchender,
danke für deine Rückmeldung – ich finde es gut, dass du nicht vorschnell zufrieden bist, sondern die Texte genau prüfst.
1. Genitiv und Akkusativ
In Apg 9,7 steht im Griechischen: ἀκούοντες μὲν τῆς φωνῆς – Genitiv; in Apg 22,9 dagegen: τὴν δὲ φωνὴν οὐκ ἤκουσαν – Akkusativ.
Diese Unterscheidung ist im Neuen Testament nicht willkürlich: Der Genitiv wird häufig verwendet, wenn das Hören den Laut betrifft, ohne dass der Inhalt verstanden wird (vgl. Joh 3,8; Offb 3,20), der Akkusativ dagegen, wenn das Hören den Inhalt erfasst (vgl. Joh 5,25).
Das erklärt, wie Lukas dieselbe Szene unterschiedlich formulieren kann, ohne dass sich die Aussagen widersprechen: Die Begleiter hörten den Laut (Apg 9), verstanden aber die Worte nicht (Apg 22).
2. „Zentrales Element" oder „Nebendetail"?
Ich verstehe, dass du die Punkte nicht als Nebensache empfindest. Historisch betrachtet ist aber der Kern der Berufungserzählung in allen drei Berichten derselbe: Paulus begegnet dem auferstandenen Jesus Christus, fällt zu Boden, hört eine Stimme, erhält einen Auftrag. Licht und Blindheit sind zwar wichtige dramatische Elemente, aber nicht der entscheidende Punkt der Berufung – der liegt in der Offenbarung Christi.
3. Warum erwähnt Paulus selbst die Blindheit nicht?
Paulus schreibt seine Briefe in sehr konkreten, oft seelsorgerlich- oder lehrbezogenen Zusammenhängen. Er erzählt seine Bekehrung nirgends in vollem Detail, weder in Gal 1 noch Phil 3 noch 1. Tim 1. Dass er die Blindheit nicht erwähnt, heißt nicht, dass sie nicht geschah – er lässt einfach das aus, was für seine jeweilige Argumentation nicht nötig ist.
4. Literarische Topoi
Ja, das Motiv „blendendes Licht → Blindheit → Erkenntnis" gibt es in der hellenistischen Literatur. Aber zwei Dinge sind wichtig:
-> Erstens schließt ein bekanntes Motiv nicht aus, dass ein reales Ereignis diesen Ablauf hatte. Ähnliche Elemente finden sich z. B. auch in der Geschichtsschreibung von Josephus, ohne dass er deshalb Märchen erzählt.
-> Zweitens spricht nichts dagegen, dass Gott ein Ereignis so gestaltet, dass es kulturell verständlich ist. Lukas könnte das Paulus-Erlebnis realistisch berichten, und gleichzeitig erkennen seine Leser die symbolische Bedeutung: Blind für die alte Sicht, sehend für Christus.
5. Vertrauen in Lukas
Dass Lukas drei Fassungen bringt, ist kein Indiz für literarische Erfindung, sondern für redaktionelle Sorgfalt: Er zeigt, wie Paulus seine Berufung jeweils vor unterschiedlichen Zuhörern schildert. Das ist historisch plausibel – und entspricht dem, was wir auch heute kennen: dieselbe Geschichte, an unterschiedliche Hörerschaften angepasst.
Ich denke daher, wir haben es weder mit absichtlicher Geschichtskonstruktion noch mit einer unzuverlässigen Quelle zu tun, sondern mit einem inspirierten Autor, der Gottes Handeln in einer Weise beschreibt, die sowohl historisch verankert als auch theologisch tief ist.
gruß
nk
One of Israel
Re: wie umgehen mit Zweifeln an Paulus und Lukas ?
von nusskeks am 10.08.2025 16:13Hallo Suchender,
danke, dass du deine Gedanken so offen teilst. Ich kann nachvollziehen, wie verunsichernd es wirkt, wenn ein biblischer Bericht in mehreren Versionen erscheint und die Details auf den ersten Blick nicht völlig deckungsgleich sind.
Zu den drei Darstellungen des Damaskuserlebnisses in Apostelgeschichte 9, 22 und 26:
Schaut man in den griechischen Grundtext, zeigen sich feine Unterschiede, die die scheinbaren Widersprüche auflösen können. In Apg 9,7 heißt es, die Begleiter „hörten die Stimme" (Genitiv: den Laut), sahen aber niemanden. In Apg 22,9 heißt es, sie „hörten die Stimme nicht" (Akkusativ: den Inhalt der Worte). Das kann bedeuten: Sie nahmen ein Geräusch wahr, verstanden jedoch nicht, was gesagt wurde. Ähnlich beim „Licht sehen" bzw. „nicht sehen" – die Berichte betonen unterschiedliche Aspekte desselben Ereignisses, ohne dass sich die Aussagen gegenseitig ausschließen.
Dass Lukas drei Versionen überliefert, liegt nicht daran, dass er die Geschichte neu erfindet, sondern dass Paulus sie in verschiedenen Situationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten erzählt. Lukas gibt diese Reden in indirekter Form wieder und lässt Paulus je nach Zuhörerschaft bestimmte Punkte betonen oder auslassen. Das ist keine Geschichtsfälschung, sondern normale antike und auch heutige Erzählpraxis.
Was den Vorwurf einer bewussten literarischen Inszenierung betrifft: Ja, biblische Autoren benutzen sprachliche Bilder und kulturell verständliche Motive, aber das schließt historische Realität nicht aus. Die Bibel verbindet oft beides – sie berichtet, was geschehen ist, und sie zeigt zugleich, was es geistlich bedeutet.
Zur Vertrauensfrage: Die Bibel versteht sich selbst nicht als sterile Chronik, sondern als von Gott inspirierte Wahrheit (2. Tim 3,16), vermittelt durch verschiedene Zeugen. Kleine Unterschiede in Nebendetails mindern nicht den Wahrheitsgehalt der Botschaft. Entscheidend ist, dass alle drei Berichte übereinstimmen in der Hauptsache: Paulus begegnet dem auferstandenen Jesus Christus, wird dadurch radikal verändert und erhält seinen Auftrag.
Mein Rat wäre daher: Prüfe die Schrift als Ganzes, beachte den historischen und sprachlichen Kontext und lass dich nicht durch Nebensätze vom Kern abbringen. Gott hat sein Wort so gegeben, dass es zuverlässig ist – auch wenn es nicht immer in der Form moderner Protokolle vorliegt.
gruß
nk
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 10.08.2025 07:22„Jeremia 39 – Gottes Wort steht fest"
Es war das elfte Jahr der Herrschaft Zedekias. Die Mauern Jerusalems waren gebrochen, die letzte Hoffnung der Stadt zerschlagen. Die Babylonier hatten ihr Werk vollendet, und die führenden Männer des Königs Nebukadnezar saßen bereits im Mitteltor, um die Eroberung zu verwalten. Unter ihnen wird ein Name genannt, der uns in der Bibel begegnet: Nebo-Sarsekim, der oberste Hofbeamte.
Was damals vielleicht wie eine Randnotiz wirkte, ist kürzlich durch einen unscheinbaren archäologischen Fund eindrucksvoll bestätigt worden. Eine jahrtausendealte Tontafel aus Babylon nennt diesen Mann mit Namen und Titel – festgehalten in einer Verwaltungsnotiz, datiert (595 v. Chr) auf die Zeit kurz vor der Eroberung Jerusalems. Plötzlich steht vor unserem inneren Auge eine konkrete Person: ein einflussreicher Beamter, Teil der Geschichte, die Jeremia so nüchtern beschreibt.
Diese Übereinstimmung ist mehr als ein historisches Detail. Sie ist ein leiser, aber kraftvoller Hinweis: Das, was in Gottes Wort überliefert ist, ruht nicht im Nebel der Legenden. Es ist fest in der Wirklichkeit verankert. Namen, Titel, Ereignisse – alles trägt den Stempel der Geschichte.
Für die Menschen damals war Jeremia 39 eine bittere Realität. Sie sahen Zerstörung, erlebten Verlust, und viele fragten sich, ob Gott sie vergessen habe. Doch dieselben Ereignisse, die ihnen wie ein Ende vorkamen, waren Teil von Gottes größerem Plan. Auch im Gericht blieb Er der Herr der Geschichte.
Dieser kleine Fund darf auch uns ermutigen. Er erinnert uns daran, dass Gottes Wort nicht veraltet und nicht unsicher ist. Wenn Er spricht, dann ist es wahr – ob es um das Geschehen vor zweieinhalbtausend Jahren geht oder um Seine Verheißungen für unser Leben heute.
Jeremia 39 zeigt uns: Gott kennt die Namen, Er kennt die Umstände, und Er lenkt den Lauf der Geschichte. In Zeiten der Erschütterung können wir uns darauf verlassen, dass Sein Wort Bestand hat – gestern, heute und in Ewigkeit.
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 08.08.2025 17:41„Er hebt die Augen auf zu seinem Volk"
Wenn wir auf die aktuellen Nachrichten blicken, sehen wir ein zunehmendes Maß an Kritik, Isolation und Feindseligkeit gegenüber Israel – politisch, diplomatisch, militärisch. Viele Nationen erheben ihre Stimme gegen das Land, und manche arbeiten aktiv an seiner Schwächung. Wer die Bibel kennt, erkennt hier ein Motiv, das sich wie ein roter Faden durch die prophetischen Schriften zieht:
„Und es soll geschehen an jenem Tag, dass ich Jerusalem zum Laststein für alle Völker machen werde; alle, die ihn heben wollen, werden sich gewisslich daran wund reißen; und alle Heidenvölker der Erde werden sich gegen es versammeln." (Sach 12,3; kol goye ha'arets)
Der hebräische Ausdruck kol goye ha'arets betont die Gesamtheit der Völker – ein Bild der weltweiten Frontstellung. Noch sind wir nicht an dem Punkt, an dem sich alle Nationen physisch gegen Jerusalem versammeln. Aber wir sehen Muster, die an die prophetischen Vorankündigungen erinnern: zunehmender internationaler Druck, wachsender Hass und koordinierte Anstrengungen, Israel in den Augen der Welt zu delegitimieren.
Auch Joel 4,2 (weqibbatzti et-kol-haggoyim – „ich werde alle Nationen versammeln") macht deutlich: Das Versammeln ist letztlich Gottes Werk. Die Nationen handeln in ihrer Feindschaft, doch Gott führt sie in eine Situation, in der er selbst Gericht hält. Das bedeutet: Die Endzeitkonflikte sind nicht Zeichen eines Kontrollverlustes Gottes, sondern der Vollendung seines Plans.
Die Offenbarung greift dieses Motiv auf:
• In Offb 16,14–16 werden die Könige der Erde zum Krieg versammelt – ein direkter Vorläufer der Wiederkunft Jesu.
• In Offb 20,8–9 umzingeln „Gog und Magog" nach dem Millennium „die geliebte Stadt" – und Feuer vom Himmel beendet den Aufstand.
Diese Texte machen zweierlei klar:
1. Gott hat den Ablauf unter Kontrolle – er setzt die Zeitpunkte und Grenzen.
2. Der Fokus liegt auf seiner Rettung und Herrschaft, nicht auf der Macht der Feinde.
Darum ist biblische Wachsamkeit nicht Panik, sondern nüchternes Erkennen der Zeichen der Zeit.
Jesus sagte in Lk 21,28:
„Wenn aber dies anfängt zu geschehen, so richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht."
Unser Trost liegt nicht in stabilen politischen Allianzen oder militärischer Überlegenheit, sondern im Charakter Gottes:
• Er ist treu ('emunah, Ps 33,4) – er vergisst weder Israel noch seine Verheißungen.
• Er ist allmächtig (Shaddai, Offb 1,8) – keine Koalition kann seinen Plan vereiteln.
• Er ist gerecht (tsaddiq, Ps 97,2) – er wird Recht sprechen über die, die sein Volk bedrängen.
Wachsamkeit heißt, die Entwicklungen mit der Schrift zu prüfen, den Blick auf Jesus gerichtet zu halten und im Gebet einzustehen – für Israel, für die Gemeinde und für alle, die ihn noch nicht kennen.
Möge uns diese Zeit nicht in Angst treiben, sondern in ein tieferes Vertrauen:
„Der HERR der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsere sichere Burg." (Ps 46,8)
One of Israel
Re: Israel braucht unser Gebet. Terror , Gazarstreifen , Jerusalem
von nusskeks am 08.08.2025 15:01Und noch eine Meldung. Deutschland hat offenbar beschlossen, Israel keine militärische Ausrüstung mehr zu verkaufen. Ob es wohl eine gute Idee ist, dem Opfer von Terrorimus bei seiner Verteidigung zu behindern? Hoffentlich bleiben die USA an der Seite Israels. Ich fühle mich an Sacharja 12,2–3 erinnert.
One of Israel
Re: Israel braucht unser Gebet. Terror , Gazarstreifen , Jerusalem
von nusskeks am 07.08.2025 17:19Eben kam die Meldung, dass Israel die Kontrolle über den kompletten Gazastreifen erlangen will. Dabei habe ich kein gutes Gefühl. Ich bin gespannt, was sich daraus ergibt.
One of Israel
Re: Israel braucht unser Gebet. Terror , Gazarstreifen , Jerusalem
von nusskeks am 07.08.2025 14:54Für die verbliebenden Geiseln in Gaza kann und sollte man beten. Hoffentlich leben noch mehr als die, von denen man es vermutet und hoffentlich findet die IDF bald Geiseln. Diese Aufgabe ist extrem schwer, da das Tunnelsystem der Hamas gewaltige Ausmaße hat. Ich las von Schätzungen zwischen 300 und 500km, wobei manche davon an einigen Stellen bis zu 70m tief sein sollen. Sie liegen sehr oft unter völlig unscheinbaren Wohnhäusern, Schulen, Krankenhäusern oder Kindergärten. Um sie zu finden, muss man diese Gebäude zerstören, was ein Teil des Grundes ist, weshalb im Norden des Gazastreifens so viel kaputt ist.
Im Süden dieses Küstenstreifens ist wesentlich weniger zerstört. Bilder von dort erreichen uns allerdings nur selten. Um so erstaunter war ich als ich erfuhr, dass dort sogar Gastronomie noch aktiv ist. Es gibt also Resaurants, Straßenimbisse und Essen-Lieferservice. Ist fast surreal.
Der Bundesaußenminister meinte nach seiner letzten Reise, dass 50 bis 100% der von Deutschland abgeworfenen Hilfsgüter von der Hamas gestohlen würden. Die Hamas fährt demnach mit dem fort, was sie bereits seit Jahren machen. Hilfsgüter stehlen, an die eigenen Leute verteilen und den Rest für hohe Preise an die eigene Bevölkerung verkaufen. Bedrückend.
One of Israel
Re: Impulse
von nusskeks am 04.08.2025 11:07Gott ist ein Gott des Rechts – Jesaja 30,18
„Darum harrt der HERR darauf, dass er euch gnädig sei, und darum macht er sich auf, dass er sich euer erbarme; denn der HERR ist ein Gott des Rechts. Wohl allen, die auf ihn harren!" (Jes 30,18)
Diese Worte stehen wie ein Leuchten mitten in einem dunklen Kapitel. Israel hat sich gegen Gottes Weisung gestellt, auf Ägypten vertraut statt auf den HERRN, seine Propheten verspottet und sich vor den Menschen gefürchtet. Das Urteil scheint unausweichlich – doch dann: Gott wartet.
Das hebräische Wort für „Recht" hier ist mišpāṭ – ein zentraler Begriff der Bibel. Es meint mehr als bloß Gesetz oder Strafe. Es bezeichnet die göttliche Ordnung, in der jeder bekommt, was ihm zusteht – der Schuldige Gerechtigkeit, der Schwache Schutz, der Reuige Barmherzigkeit. Mišpāṭ ist der Ausdruck dafür, dass Gott nicht willkürlich handelt. Alles, was er tut, ist wahr, gerecht und gut.
Gerade deshalb wartet Gott. Nicht aus Gleichgültigkeit, sondern weil seine Gnade ebenso Teil seiner Ordnung ist wie sein Gericht. Er will sein Volk nicht zerschlagen, sondern zurückrufen. Er will nicht einfach hinwegsehen, sondern heil machen, was zerbrochen ist.
Israel wird nicht verworfen, sondern durch Leid, Zerstreuung und Umkehr zu seiner Berufung geführt. Jesaja spricht hier nicht nur vom Einzelnen, sondern vom ganzen Volk Gottes – und von Gottes Treue zu seinem Bund. Diese Geduld Gottes findet ihre tiefste Erfüllung im Messias.
In Jeschua (Jesus) offenbart sich der Gott des mišpāṭ in ganzer Tiefe. Am Kreuz wurde das Recht Gottes nicht aufgehoben, sondern vollstreckt – und zugleich die Gnade frei für alle, die glauben. So konnte Paulus später schreiben, dass Gott „gerecht ist und den gerecht macht, der aus dem Glauben an Jesus lebt" (Röm 3,26).
Jesaja 30,18 ruft uns also in die Stille des Wartens. Nicht passiv, sondern im Vertrauen: Gott sieht, Gott handelt, Gott ist treu. Der Weg der Umkehr bleibt offen – selbst für die, die abgeirrt sind. Denn der HERR ist ein Gott des Rechts – aber auch der Barmherzigkeit.
Glückselig sind, die auf ihn harren. Wer sich seiner Herrschaft unterstellt, wer nicht auf menschliche Hilfe baut, sondern auf das rettende Eingreifen Gottes, wird seine Treue erfahren. Nicht immer sofort – aber gewiss. Denn mišpāṭ ist nicht das Ende der Geschichte. Es ist der Boden, auf dem Gottes Gnade wächst.
One of Israel