Impulse

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nusskeks

33, Männlich

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Re: Impulse

von nusskeks am 11.07.2025 08:27

Johannes 14,23 – Liebe, die Wohnung schafft


Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." (Johannes 14,23; Elberfelder)

Jesus spricht diese Worte in der Nacht seines Verrats. Es ist eine Unterweisung an seine Jünger – nicht an die Welt. Der Vers ist daher kein ethisches Prinzip für alle Menschen, sondern eine Beschreibung des Wesens echter Jüngerschaft. Dabei stellt Jesus eine tiefe geistliche Wahrheit vor Augen: Wahre Liebe zu Christus bleibt nicht abstrakt – sie zeigt sich im Hören auf sein Wort und im Leben aus diesem Wort heraus.

Die Formulierung im Griechischen ist bemerkenswert. Das Verb τηρήσει („wird halten") ist Futur Aktiv, was sowohl eine Zukunftsaussage als auch einen Ausdruck des inneren Willens anzeigt. Doch diese Aussage steht nicht im Imperativ – Jesus fordert hier nicht auf, sondern beschreibt, was geschieht, wenn jemand ihn wirklich liebt. Es ist die Frucht der Liebe, nicht ihre Voraussetzung.

Diese Liebe entspringt nicht dem natürlichen Herzen des Menschen. Im Licht des Neuen Bundes – wie ihn Jeremia 31,33a verheißt („Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben...") – ist sie das Werk Gottes. Der Vater selbst schenkt das neue Herz, das zu Jesus gezogen wird (Joh 6,44), und der Geist wirkt die Liebe, aus der der Gehorsam wächst (vgl. Römer 5,5; Galater 5,22). Es geht nicht um Leistung, sondern um Verwandlung.

Der zweite Teil des Verses ist tief trinitarisch: „... und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Hier wird die Verheißung greifbar, dass Gott selbst im Gläubigen wohnt – nicht nur durch den Heiligen Geist (vgl. V. 16–17), sondern in Gemeinschaft von Vater und Sohn. Das griechische Wort für „Wohnung" (μονή) kommt nur noch einmal im Neuen Testament vor, nämlich in Joh 14,2: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen ..." – dort ist die Wohnung beim Vater, hier ist der Vater beim Jünger.

Es ist eine tiefe Umkehrung des alten Bundes: Nicht mehr der Mensch kommt zum Tempel Gottes, sondern Gott selbst kommt und macht im Herzen des Menschen Wohnung. Die Liebe zu Christus, sichtbar im Hören und Leben seines Wortes, ist Ausdruck dieser geistgewirkten Wirklichkeit.

So ist Joh 14,23 keine moralische Bedingung, sondern eine liebevolle Zusicherung. Wer Christus liebt – weil er selbst geliebt wurde – wird erleben, wie sich das Wort Gottes in seinem Leben erfüllt, und darf gewiss sein: Gott ist gegenwärtig – nicht als Beobachter, sondern als wohnender Vater und Sohn im Herzen des Gläubigen. Eine solche Gemeinschaft lässt sich nicht erzwingen, aber sie offenbart sich dort, wo Gottes Liebe das Herz wirklich ergriffen hat.

One of Israel

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.07.2025 08:27.

nusskeks

33, Männlich

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Re: Impulse

von nusskeks am 17.07.2025 12:46

Zum Lob seiner Herrlichkeit – wozu lebst du wirklich?
Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Joh 3,16)
„...damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben." (Eph 1,12)


Viele fragen sich: Was ist der Sinn meines Lebens?

Jesus antwortet nicht mit Selbstverwirklichung, sondern mit Gottes Selbsthingabe.

In Johannes 3,16 offenbart sich der lebendige Gott als derjenige, der liebt, gibt und rettet. Der Sohn wird „gegeben" – das griechische δίδωμι steht hier im Aorist und betont die Einmaligkeit und Zielgerichtetheit dieser Handlung: Der Vater gibt den Sohn in den Tod, damit Leben möglich wird. Ewiges Leben ist nicht bloß die Abwesenheit von Tod, sondern – wie Jesus selbst sagt (Joh 17,3) – die innige Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott.

Doch dieses Leben beginnt nicht erst nach dem Tod. Es beginnt mit der Wiedergeburt, die – wie Jesus im selben Kapitel erklärt – von oben kommen muss (Joh 3,3.5). Niemand kann sich selbst neues Leben geben. Der Glaube, durch den wir gerettet werden, ist kein Werk des Menschen, sondern eine Gabe Gottes (Eph 2,8). So wird klar: Die Erlösung ist der Beginn, nicht das Ziel.

Aber wozu dann dieses neue Leben?

Epheser 1 schaut tiefer. Vor Grundlegung der Welt – also noch bevor wir existierten – hat Gott einen Plan gefasst: Menschen in Christus zu erwählen, sie zu erlösen, zu heiligen und ihnen eine neue Identität zu geben: Söhne und Töchter Gottes. Und das alles, „zum Lob seiner Herrlichkeit" (Eph 1,6.12.14). Das ist der rote Faden.

Der Mensch ist nicht geschaffen, um sich selbst zu genügen. Er ist geschaffen, Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und ihn widerzuspiegeln. Das ist wahre Freiheit, weil es der ursprünglichen Bestimmung entspricht. Alles andere ist Verlust.

Wer in Christus ist, hat ein neues Ziel: Nicht mehr für sich selbst zu leben, sondern für den, der für ihn starb und auferstanden ist (2Kor 5,15). Nicht, weil er muss – sondern weil er liebt. Christus wird zum Inhalt des Lebens. Ihn zu kennen, ist das Leben selbst. Ihm zu gefallen, ist wahre Erfüllung. Und ihn zu verherrlichen – im Alltag, im Leiden, im Dienst – ist der tiefste Sinn unserer Existenz.

Was treibt dich an?
Wenn du Christus hast, hast du das Leben – und du hast den Sinn deines Lebens gefunden.

One of Israel

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